Artikel aus dem Unstrut Boten, Regionalseite; Mittwoch, 16. August 2000

Lindenallee

"Baumdoktoren" horchen am Stamm

Experten untersuchen Standfestigkeit und erarbeiten Maßnahmenkatalog für Naturdenkmal

Baumalleen wie in Zingst gehören zu den Gemeinden, wie die Kirche zum Dorf. Aber die lebenden Geschichtszeugnisse sind in die Jahre gekommen. Manche Allee, wie die in Zingst, ist krank und damit zum Sicherheitsrisiko geworden. Was an solchen Alleen, wie dem Zingster Naturdenkmal "Lindenallee", zum weiteren Erhalt und zu aller Sicherheit getan werden müsste, untersuchen derzeit Baumgutachter der Firma GATENDA aus Niederndodeleben (bei Magdeburg) im Auftrag der Naturschutzbehörde des benachbarten Landkreises Merseburg/Querfurt.

GATENDA-Chef Paul Grütters und seine Mitarbeiter hatten in Zingst insgesamt 28 alte Linden vornehmlich auf ihre Standsicherheit zu begutachten. Zwei davon sind so geschädigt, dass sie gefällt werden müssen. Nach Auswertung aller Untersuchungsergebnisse wird GATENDA in einem Maßnahmenkatalog zum Erhalt und zur Standsicherheit jeder einzelnen Linde Empfehlungen auflisten. Wie Paul Grütters sagte, könne das für einige Alleebäume bedeuten, dass sie auf Grund ihrer Holzschädigung bis zu 30 % eingekürzt werden müssen.

Untersucht wurden die Bäume sowohl auf traditionelle Art, aber auch mittels modernster Technik. Um den Zustand der Stämme festzustellen, kamen zum Beispiel nicht nur das Auge und der Gummihammer zum Einsatz, sondern auch ein Resistograph. Diese Gerät zeichnet anhand einer Kurve auf, auf welchen Widerstand sein langer, aber sehr dünner Bohrer auf dem Weg zum Kern des Stammes trifft. Die Werte ermöglichen maßgeblich, die Standsicherheit des Stammes zu beurteilen.

Untersucht wurde auch der Wurzelzustand der Linden. Dabei wurden u.a. Schädigungen durch zu nahe Pflasterung und durch zu nah angelegte Aufgrabungen für Versorgungsleitungen festgestellt. Außer diesen hausgemachten Baumschäden fand GATENDA an den Linden aber auch holzzerstörende Pilze, wie den Brandkrustenpilz.